Nach mehr als 3 Jahren Projektbearbeitung endet das Projekt SURTRADE am 30.08.2020.
Innerstädtische Handelsräume befinden sich kontinuierlich in einem ökonomischen Strukturwandel. Waren es seit den 1950er Jahren Prozesse wie Filialisierung, Vertikalisierung oder die Shoppingcenter-Entwicklung in nicht integrierten oder integrierten Lagen, sind es aktuell die Digitalisierung und das damit verbundene Wachstum des Onlinehandels, die eine Veränderung innerstädtischer Geschäftslagen vorantreiben.
Ein komplexer werdendes Beziehungsgefüge zwischen betriebswirtschaftlich-unternehmerischen Entscheidungen (wie Filialisierung, Vertikalisierung, Online-Vermarktung), sich veränderndem Konsumentenverhalten (wie Convenience-Orientierung, Produktindividualisierung), Innovationen im Bereich handelsbegleitender Dienstleistungen (wie Waren- und Lieferlogistik, Bezahlsysteme), aber auch ein neues Beteiligungs- und Sharingverständnis der Stadtakteure (z.B. im Rahmen von Quartierskonzepten) führt zur Beschleunigung des Umbaus urbaner Handelslagen. Um den Handel als Zentrenfunktion für vitale Innenstädte zu erhalten, ist ein integrierter Ansatz zum Umgang mit Handelslagen erforderlich.
Die Digitalisierung ist als Querschnittsthema zur Neuausrichtung städtischer Handelsstrukturen zu identifizieren. Sie trifft zunächst den Handel direkt, da sich Einkäufe online und zunehmend über unterschiedliche mobile Endgeräte tätigen lassen. Gleichzeitig geht die Bedeutung des stationären Angebots jedoch nicht verloren und kann durch digitale Elemente sogar gesteigert werden. Wie ließe sich sonst erklären, dass Amazon oder Zalando Filialen in Innenstädten bereits umgesetzt haben und weiterhin planen. Die Entwicklung zum digitalen kanalübergreifenden Handel (Omnichannel-Handel) scheint demnach eine Chance für den stationären Handel zu sein, denn letztlich sprechen Erlebnisfaktor, Beratung, Service, aber auch sofortige Warenverfügbarkeit für das Ladengeschäft im Ökosystem Innenstadt. Aufgabe muss es zukünftig sein, das stationäre Geschäft, Smartphone und andere Endgeräte miteinander in Verbindung zu bringen, um ein ganzheitliches Einkaufserlebnis bei jeder Betriebsform und in jeder Phase des Kaufprozesses zu erreichen.
Vor diesem Hintergrund arbeitete das Forschungsvorhaben „Smart Urban Retail Services – Integriertes Service System für den Omnichannel-Handel in der Zukunftsstadt“ (SURTRADE), gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderrichtlinie „Smart Service Stadt: Dienstleistungsinnovationen für die Stadt von morgen“ (Förderkennzeichen 02K15A082) seit dem 01.07.2017 an Lösungen zur Unterstützung von Fach- und Einzelhändlern sowie für belebte smarte Innenstädte. Unter Projektleitung der Kühne Logistics University (KLU) wurden im Verbund mehrerer Partner in verschiedenen Teilprojekten Beiträge zur Steigerung der Attraktivität des städtischen Einkaufserlebnisses sowie zur Entwicklung von Handelsstrukturen in der Stadt von morgen erarbeitet. Dabei wurde eine interdisziplinäre Sichtweise aus Marketing, Informationstechnologie, Dienstleistungswissenschaft und Städtebau eingenommen. Übergeordnetes Ziel war es, eine Plattform zu entwickeln, die multifunktionale Konzepte und Omnichannel Lösungen für unterschiedliche Akteure der Innenstadt integriert.
Ein umfassender Überblick über die im Projekt entwickelten Lösungsansätze sind im Gemeinsamen Schlussbericht des Projekts zu finden, welcher sich im Download-Bereich der Webseite befindet.